Die Klang-Raum-Installation lädt zum angeregten Hören und eröffnet einen Raum der vielen Stimmen, denen individuell gelauscht werden darf. Das Resonatorium ist daher nicht bloß technisches Artefakt oder Instrument; sondern seine Gestalt entspringt der Imagination seiner Hörerschaft. Es ist ein Raum der Stimmungen, vielmehr ein Raum, der in Stimmung versetzt. Zugleich ist das Resonatorium aber auch die Erweiterung der eigenen Stimme. Es ist Erfahrungsraum und ebenso Raum des eigenen Wirkungsspektrums.
Das physikalische Phänomen der Resonanz wird im Resonatorium zur Metapher, um Beziehungsqualitäten zu beschreiben. Zurückzuführen auf seine lateinische Bedeutung – »re-sonare« – bedeutet Resonanz „widerhallen“, „ertönen“. Im physikalischen und akustischen Sinn beschreibt Resonanz ein verstärktes Mitschwingen in schwingfähigen Systemen. Durch jede Anregung nimmt ein schwingendes System neue Energie auf und speichert diese, sodass diese Energie eigene Schwingungen zu verstärken vermag. Der Begriff beschreibt somit auch im weiteren Sinne eine spezifische Beziehung zwischen zwei schwingungsfähigen Körpern, bei der die Schwingung des einen Körpers die Eigenschwingung des anderen anregt. Schlägt man eine Stimmgabel an, beginnt die zweite, so sie sich in physischer Nähe befindet, in ihrer Eigenfrequenz mitzuschwingen. Resonanz entsteht jedoch nur, wenn durch die Schwingung des einen Körpers die Eigenfrequenz des anderen angeregt wird. Schon auf dieser akustisch-physikalischen Ebene lässt sich somit feststellen, dass die beiden Körper eines Resonanzverhältnisses mit jeweils „eigener Stimme“ sprechen. Das Resonatorium meint somit einen Erfahrungsraum, der jedoch erst durch seine Besucher Wirklichkeit erlangt. Im Resonatorium kommen verschiedenste Stimmen zu Wort, die die Beschaffenheit des Raums immer wieder neu hervorbringen. Denn eine Resonanzbeziehung bezeichnet ein dynamisches Interaktionsgeschehen zwischen Subjekt und Welt, ein Verhältnis der Verflüssigung und Berührung, dessen Natur prozesshaft ist. Dabei liegt der Gedanke nahe, dass Resonanzverhältnisse schon begrifflich ein rhythmisches Aufeinandereinschwingen voraussetzen, mithin also spezifischen Synchronisations-erfordernissen genügen müssen. Das weckt den Verdacht, dass eine durch die eskalatorische Steigerungslogik der Moderne unablässig beschleunigte Welt die Ausbildung solcher Resonanzverhältnisse – unter anderem durch die Zerstörung sozialer Rhythmen – systematisch erschweren und stumme oder entfremdete Beziehungen (der Menschen untereinander, aber auch zur Welt der Dinge und zur Natur, zum Raum und zur Zeit, zu ihren Erlebnissen, Handlungen und Bedürfnissen und schließlich zu ihrem Körper) zur Folge haben könnte. Der menschliche Körper dient als Instrument oder Werkzeug zur Sicherung unserer reproduktiven Weltbeziehung. Schließlich wird die Welt erst durch ihn (unmittelbar) erfahrbar. Durch den Körper erfahre ich, ob mir die Welt als entgegenkommend und gewährend, als indifferent oder feindlich, schroff und abweisend gegenübertritt. Unser Körper bildet überhaupt erst die Grundlage unserer Beziehungsfähigkeit – in physisch-materieller sowie emotionaler Hinsicht. Aus diesem Grund ist der Körper nicht nur Instrument und Werkzeug, sondern selbst als Resonanzkörper zu verstehen. In diesem Sinne bietet das Resonatorium eine Vielzahl individueller Erfahrungsräume, die sich dem Besucher mittels Klang präsentieren. Jeder Zugang ist dabei recht, denn das Resonatorium verweilt ohnehin im ewigen Wandel.